Sie haben als Eltern keine Zeit zum Vorlesen? Das kann ich gut verstehen. Gute Märchen sind aber so wichtig, dass es immer noch besser ist, sie mit entsprechenden Geräten zu hören, als sie aus Zeitmangel gar nicht erleben zu können. Darum biete ich Märchen als kostenlose Audios zum Downloaden und Abspielen an.
Natürlich ist es gesünder und schöner, wenn Eltern ihren Kindern die Märchen selbst vorlesen und eben nicht nur das iPad ans Bett stellen. Wenn diese gemeinsame Zeit am Abend da ist, möchte ich
wärmstens meine Märchenbücher emfehlen. Ein paar pädagogische Gesichtspunkte zum Thema Märchen habe ich im Text Märchen als Nahrung der Seele dargestellt.
Ich lese Grimms-Märchen in einer originalen Fassung nach: Kinder- und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm in der 7. Auflage, weil ich keinerlei Verständnis für "Verbesserungen" und
Erklärungen jüngster Märchenbücher habe. Für mich sind die Märchen vollständig und auch verständlich. Sie bereichern den Wortschatz und es bedarf keiner Anpassung an die neudeutsche
Sprache.
Gute Märchen, wie die der Brüder Grimm, sind erzählt worden, um Seelenbilder weiterzugeben für bestimmte Entwicklungen des Menschen, archetypische Zusammenhänge oder geistiges Wissen. Es ist
darum nicht besonders schlau, Märchen zu kürzen oder zu ergänzen, dann kann ein tieferer Sinn leicht verloren gehen.
Ich lese die Märchen bewußt für Kinder vor. Am auffälligsten ist sicher, daß das Sprechtempo sehr langsam ist. Für die Ohren von Erwachsenen ist es vielleicht zu langsam und wirkt einschläfernd - denn wir sind gerne in Eile (Zeit ist Geld) und gerne wach. Kinder haben diesen Anspruch noch nicht. Sie wollen zuhören und eintauchen. Dafür braucht es viel Zeit und Ruhe. Vor allem wollen und sollen Kinder nicht nur mit ihrem Verstand, sondern auch mit ihrem Herzen zuhören. Das Kinderherz braucht ein Minimum an stimmungsvoller Umgebung und vor allem Zeit. Diese Zeit gebe ich mit meiner Sprache, so können im Innern Bilder entstehen und die Seele ernähren. Dazu kommt natürlich noch, dass eine langsame Sprache das Kind auch beruhigt und entspannt.
Es gibt ja inzwischen eine unüberschaubare Menge von Hörbüchern und Audios auch für Märchen. Ich habe mich trotzdem entschlossen, selbst vorzulesen, weil ich die Vorleseart anderer Sprecher einfach nicht schön fand. Beispielsweise ist mir die Stimmlage sehr wichtig. Ich verstelle meine Stimme nicht, wenn ich mit Kindern spreche. Ich habe es selbst als Kind schon nicht gemocht und mag es jetzt als Berufspädagoge immer noch nicht, wenn beim Vorlesen die Stimmhöhe nach oben geht, weil der sprechende damit hofft, freundlicher oder verständlicher zu wirken. Also habe ich versucht, die Märchen genau so vorzulesen, wie ich es in der Schule auch mache.
Selbstverständlich sind die Märchen nicht mit Geräuschen und sonstigen "Untermalungen" aufgenommen. Es mag als Hörspiel für Erwachsene interessant sein - für Kinder ist insbesondere im Kindergartenalter jedes Gebimmel und Gebammel innerhalb eines Märches völlig überflüssig. Das mitschwingende Herz des Kindes braucht keine Geräusche und keine überzogenen Stimmfarben, weil es ja mit seiner Phantasie selbst tätig werden will. Das ist in etwa vergleichbar, als würde man einem Kind, welches malen will, Stifte und ein bemaltes Blatt Papier geben, damit es etwas Schönes hat. Das Kind wird sich nicht darüber freuen, egal, wie schön das Bild ist, denn es möchte selbst malen. Und genauso möchte es auch selbst in sich die Figuren und Wesenheiten eines Märchens entstehen lassen.
Es gab und gibt eine Zeit, da verbot uns die Politik menschlich zu sein. In dieser Zeit gab es auch für mich Entscheidungen zu treffen zwischen "kontaktlosem Abstand" und Kompromiss. Manchmal habe ich mich für den Kompromiss entschieden, manchmal auch dafür, menschlich zu bleiben und keine Rücksicht auf Virengläubige zu nehmen. Hier einige kleine Grüße, die ich an Kinder sendete.